Ratgeber: Autositze für jedes Kindesalter
Bei kleineren Ausflügen und weiteren Reisen mit dem Auto steht die Sicherheit des Kindes für Eltern an erster Stelle. Von entsprechend großer Bedeutung ist die Auswahl des passenden Baby- oder Kindersitzes: Welches Modell passt zu dir und deiner Familie? Und auf welche Ausstattungsmerkmale solltest du besonders viel Wert legen?
In unserem Ratgeber haben wir alle wichtigen Informationen für dich zusammengefasst.
Was kann ich beim Kauf eines Auto-Kindersitzes beachten?
Unsere Checkliste gibt dir erste Anhaltspunkte:
✓ Hat der Autositz die richtige Gewichtsklasse für mein Kind?
✓ Ist das Modell mit dem aktuellen Prüfzeichen versehen? (ECE-R 44-03, ECE-R 44-04 und ECE-R 129)
✓ Ist der Autositz mit der gewünschten Befestigungsart (z.B. Isofix) ausgestattet?
✓ Ist das Modell für die Fahrzeuge zugelassen, in denen mein Kind transportiert werden soll? (Fahrzeugtypenliste)
✓ Ist der Autositz mit allen gewünschten Extras ausgestattet?
Welche Normgruppen gibt es?
Autositze werden in 5 ECE-Normgruppen eingeteilt. Bei den ECE-Regelungen handelt es sich um, aus international beschlossenen Standards abgeleitete, Vorschriften für Kraftfahrzeuge und deren Ausrüstungsgegenstände. Maßgeblich für die richtige Zuordnung ist das Gewicht deines Kindes, die Altersangabe dient lediglich zur Orientierung. Der Wechsel zu einem Sitz der nächsten Altersgruppe sollte so spät wie möglich erfolgen.
Normgruppe: 0+ (Babyschalen)
Gewicht/Alter des Kindes:
- 0 bis 13 kg
- Nutzungsdauer gemäß Herstellerempfehlung, meist von 0-12 Monate
Besondere Merkmale:
- Einbau entgegen der Fahrtrichtung
- Verwendung auf Beifahrersitzen nur bei deaktiviertem Airbag
- Wechsel zur nächsten Kindersitzgruppe: wenn der Kopf deines Kindes über die feste Schale ragt
Normgruppe: 0+/I
Gewicht/Alter des Kindes:
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von Geburt an bis zu einem Gewicht von 18 kg
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Nutzungsdauer von ca. 0 bis 4 Jahre
Besonderheiten:
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entgegen der Fahrtrichtung montiert, bis dein Kind sitzen kann (ab ca. 9 Monaten)
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von 9 bis 18 kg in Fahrtrichtung eingebaut
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nutze den Sitz so lange wie möglich entgegen der Fahrtrichtung.
Normgruppe: 0+/I Reboarder
Gewicht/Alter des Kindes:
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von Geburt an bis zu einem Gewicht von 18 kg
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Nutzungsdauer von ca. 0 bis 4 Jahre
Besonderheiten:
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entgegen der Fahrtrichtung montiert, bei einer Körpergröße von 40 bis 105 cm
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kann ab einer Körpergröße von 80 cm bis 105 cm aber auch in Fahrrichtung verwendet werden
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bei Reboardern, die nicht nach der i-Size Richtlinie konstruiert sind, muss die individuelle Empfehlung des Herstellers für die vorwärtsgerichtete Fahrweise beachtet werden
Normgruppe: I
Gewicht/Alter des Kindes:
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9 bis 18 kg
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Nutzungsdauer ab ca. 9 Monaten bis 4 Jahre
Besonderheiten:
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optimale Folgesitze nach der Babyschale.
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viele Modelle mit komfortabler Liegeposition
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Einbau in Fahrtrichtung
Normgruppe: I/II/III
Gewicht/Alter des Kindes:
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9 bis 36 kg
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ab ca. 9 Monate bis 12 Jahre
Besonderheiten:
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Einbau in Fahrtrichtung
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mitwachsende Elemente (z.B. Rückenlehne und Kopfstütze) gewährleisten optimalen Schutz während der gesamten Nutzungsdauer
Normgruppe II/III
Gewicht/Alter des Kindes:
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15 bis 36 kg
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Nutzungsdauer von ca. 3 bis 12 Jahren
Besonderheiten:
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Einbau in Fahrtrichtung
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Mitwachsende Elemente (z.B. Rückenlehne und Kopfstütze) gewährleisten optimalen Schutz während der gesamten Nutzungsdauer.
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Kind meist über den 3-Punkt-Gurt des Autos angeschnallt
Was bedeuten die verschiedenen Prüfzeichen?
Kinderrückhaltesysteme müssen der europäischen Prüfnorm für Auto-Kindersitze entsprechen und mit dem Prüfzeichen gekennzeichnet sein. Das ECE-Label belegt, dass der Kindersitz gemäß den aktuell geltenden Zulassungsvorschriften geprüft wurde und alle Sicherheitsstandards erfüllt. Es befindet sich bei den meisten Modellen als Aufkleber am Sitzkörper, bei einigen ist es auch auf den Bezug des Sitzes genäht.
Der Standard: ECE-R 44
Das gesetzlich vorgeschriebene ECE-Prüfsiegel ist in Orange auf dem Kindersitz angebracht. Darauf ist zunächst die fahrzeugbezogene Eignung vermerkt. „Universal“ bedeutet zum Beispiel, dass der Sitz für alle Fahrzeugtypen nutzbar ist. Des Weiteren sind die Gewichtsklasse und das Genehmigungsland (1: Deutschland, 2: Frankreich, 3: Italien, 4: Niederlande) angegeben. Das große E steht für Europa. Die ersten beiden Ziffern der achtstelligen Prüfnummer geben die aktuelle Version des Prüfsiegels an.
Bitte beachte: Seit April 2008 dürfen nur noch Kindersitze mit den Nummern ECE-R 44-03 und ECE-R 44-04 verwendet werden. Ältere Modelle mit den Nummern 44-01 und 44-02 entsprechen nicht den Sicherheitsanforderungen. Vom Kauf gebrauchter Auto-Kindersitze raten wir dir deshalb aus Sicherheitsgründen ab.
Im Juli 2013 wurde das neue Prüfsiegel ECE-R 129, auch i-Size genannt, eingeführt, das parallel zu ECE-R 44-03 und ECE-R 44-04 gültig ist.
Die Neuerung: ECE-R 129 (i-Size)
Welche Unterschiede gibt es zwischen ECE-R 129 und ECE-R 44?
Die Einteilung der Autokindersitze erfolgt beim Prüfzeichen ECE-R 129, auch bekannt als i-Size, nicht mehr nach Gewichtsklassen, sondern nach Alter und Größe des Kindes. Der Hersteller legt dabei für die Sitze die Minimal- und die Maximalgröße des Kindes selbst fest. Das Prüfsiegel schreibt außerdem vor, dass Kinder bis zu einem Alter von 15 Monaten in Reboardern fahren müssen. Im Zulassungsverfahren ist ein Seitenaufpralltest verpflichtend, der Einbau im Auto erfolgt nur noch über das Isofix-System.
Wie finde ich den passenden i-Size-Sitz für mein Kind?
Orientierung bietet das Prüfsiegel, das am Kindersitz angebracht ist. Darauf ist die minimale und maximale Körpergröße festgehalten, für die der Sitz geeignet ist. Kinder bis 15 Monate müssen zudem in rückwärtsgerichteten Autokindersitzen fahren.
Ist der i-Size-Sitz für mein Fahrzeug geeignet?
Nach i-Size zertifizierte Sitze können nur in Fahrzeugen mit Isofix-System eingebaut werden. Darüber hinaus muss das Auto über ein i-Size-Label verfügen: Der Kinderautositz darf nur auf Fahrzeugsitzen montiert werden, die als „i-Size-tauglich" befunden wurden und über eine entsprechende Kennzeichnung verfügen. Du kannst auch in einer Fahrzeugtypenliste, die der Hersteller der Kindersitze herausgibt, prüfen, ob dein Auto für den jeweiligen Sitz geeignet ist.
Kann ich weiterhin einen Kindersitz nach ECE-R 44 nutzen?
Da das Prüfzeichen i-Size parallel zu ECE-R 44 gilt, können Kindersitze, die nach ECE-R 44 zertifiziert sind, auch weiterhin genutzt werden.
Tests von Stiftung Warentest und ADAC
Im Zuge ihrer jährlichen Tests nehmen der ADAC und die Stiftung Warentest in Kooperation eine repräsentative Auswahl an Auto-Kindersitzen genau unter die Lupe. In die Vorauswahl kommen Modelle, die neu auf den Markt gebracht werden. Kriterien wie Sicherheit beim Front- und Seitenaufprall, Gurtverlauf, Größenanpassung und Kopfabstützung spielen bei den ADAC-Tests eine Rolle. Die Stiftung Warentest beurteilt nach den Disziplinen Unfallsicherheit und Handhabung/Ergonomie (vor 2011: Komfort); aus den Gruppenurteilen ergibt sich das Test-Qualitätsurteil. 2011 wurden ausgewählte Kindersitze von ADAC und Stiftung Warentest auch erstmalig einer Schadstoffprüfung unterzogen.
Welche weiteren Ausstattungsmerkmale gibt es bei Auto-Kindersitzen?
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Befestigungsort und Einbaurichtung im Auto
Grundsätzlich gilt: Kinder sind im Auto hinten am besten aufgehoben. Babyschalen und Autositze können allerdings auch auf dem Beifahrersitz sicher befestigt werden. Die Voraussetzung bei Babyschalen: Der Airbag muss auf jeden Fall ausgeschaltet werden, da er im Ernstfall eine große Gefahr für das kleine Kind darstellt. Bei den übrigen Kinderautositzen beachtest du am besten die Bedienungsanleitung.
Babys müssen entgegen der Fahrtrichtung sitzen, damit bei einem Aufprall die empfindliche Halswirbelsäule geschützt ist; ab der Gruppe I werden die Kindersitze in der Regel in Fahrtrichtung montiert.
Welche Einbaurichtungen und Befestigungsorte im Auto möglich sind, hängt vom Modell und der ECE-Normgruppe ab, der es zugehört. Die produktspezifischen Informationen findest du in unseren Artikelbeschreibungen.
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Gurtsystem
Ein korrektes Anschnallen ist unabdingbare Voraussetzung dafür, dass der Kinder-Autositz seine Schutzfunktion optimal ausfüllen kann. Folgende Gurtsysteme finden bei Kinder-Autositzen Verwendung:
- 2-Punkt-Gurt: Damit dürfen nur noch wenige Modelle befestigt werden. Bei allen Sitzen für Kinder mit einem Körpergewicht ab 25 kg ist seine Nutzung gar nicht mehr möglich.
- 3-Punkt-Gurtsystem: Gurte verlaufen über den Schultern und werden auf Beckenhöhe geschlossen. Damit dein Kind zu jeder Zeit optimal gesichert ist, muss der Gurt auf jeden Fall mittig über der Schulter liegen. Mit einem 3-Punkt-Gurt sollten Kinder erst dann direkt gesichert werden, wenn sie selbstständig sitzen können.
- 5-Punkt-Gurtsystem: Auch Hosenträgergurt genannt, sichert zusätzlich die Hüften. So wird die Energie bei einem Aufprall besser verteilt.
Für beide Systeme gilt: Um optimale Sicherheit zu gewährleisten, müssen die Gurte eng am Körper des Kindes anliegen. Dicke Kleidung wie z.B. gefütterte Jacken solltest du deinem Kind deshalb vor der Fahrt ausziehen und eine Decke/einen Fußsack verwenden, bis es im Auto warm genug ist.
- Fangkörpersystem: Kind wird durch eine Art Polster vor dem Bauch gesichert. Das hat den Vorteil einer geringeren Belastung bei starkem Bremsen.
Bei Auto-Kindersitzen für größere Kinder ist der reguläre Fahrzeuggurt zum Anschnallen vorgesehen. Beachte die diesbezüglichen Hinweise in unseren Artikelbeschreibungen. Durch die obere Gurtführung wird der schräg verlaufende Schultergurt eingehängt. Nachdem das Kind bequem Platz genommen hat, ziehst du den unteren Beckengurt durch die untere Gurtführung des Sitzes und schließe die Schnalle.
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Isofix
Isofix ist eine genormte Befestigungsart, bei der Auto- und Kindersitz durch eine Steckverbindung fest miteinander verbunden werden. Das vereinfacht die Montage, beugt Anwendungsfehlern vor und sorgt für erhöhte Sicherheit.
Das Isofix-System funktioniert ganz unkompliziert: Zwei „Greifarme“ (Isofix-Konnektoren) am Auto-Kindersitz rasten in das entsprechende Gegenstück an der Rückbank des Autos fest ein. Die Fixierpunkte befinden sich meist im Spalt zwischen Sitzfläche und Rückenlehne. Je nach Modell wird zur Befestigung unterschiedliches Zubehör benötigt. Manche Sitze brauchen ein zusätzliches Stützbein oder einen speziellen Befestigungsgurt, der „Top-Tether“ genannt wird. Für Babyschalen und Kindersitze der Gruppe I gibt es darüber hinaus noch eine Isofix-Basis.
Die Isofix-Befestigungsmethode wird wegen der festen Verbindung als sicherer angesehen als die Montage mit dem 3-Punkt-Gurt. Bei Tests von Stiftung Warentext oder ADAC schneiden Isofix-Kindersitze entsprechend besser ab. Deshalb hat die Mehrzahl der Neuwagen bereits die passende Ausstattung. Prüfe aber dennoch die Fahrzeugtypenliste des Kindersitzes.
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Rückenlehne: Verstellbarkeit & Co.
Ein Kindersitz mit Rückenlehne bietet einen größeren Schutz als eine einfache Sitzerhöhung. Der Schultergurt sitzt durch die vorgegebenen Gurtführungen optimal und schneidet am Hals nicht ein. Ein weiterer Vorteil ist der zusätzliche Seitenaufprallschutz. Er sorgt nicht nur für erhöhte Sicherheit, sondern verhindert das seitliche Wegkippen des Kopfes, wenn dein Kind mal einnickt. Beim Einbau von Kindersitzen mit hoher Rückenlehne wird die Kopfstütze des Autositzes entfernt.
Lässt sich die Rücklehne in unterschiedliche Sitz- und Liegepositionen verstellen, kannst du optimal auf die situativen Bedürfnisse deines Kindes reagieren.
Viele Modelle bieten eine mitwachsende Rückenlehne, die je nach Größe des Kindes optimal an dessen Körperbau angepasst werden kann. So kann der Sitz noch lange verwendet werden. Eine Sitzerhöhung sollte erst so spät wie möglich genutzt werden. -
Bezug (Material)
Der integrierte Sitzbezug wärmt den Rücken deines Kindes. Eine dicke Jacke ist deshalb nicht nur unnötig, sondern verhindert auch den idealen Sitz der Gurte. Im Winter wärmt ein kuscheliger Fußsack dein Kind zusätzlich. Für den Sommer gibt es dagegen spezielle Bezüge zu kaufen, die den Schweiß der Kinder absorbieren. Leichte Materialien wie Baumwollfrottee sorgen für eine angenehme Fahrt auch im Sommer. Und wenn beim Essen mal etwas danebengeht, kann der Bezug ganz einfach abgezogen und gewaschen werden.
Welches Zubehör ist sinnvoll?
- Ist dein Kind aus dem Kinder-Autositz der Gruppe I/II/III bzw. II/III herausgewachsen, kannst du eine Sitzerhöhung (15 bis 36 kg) verwenden, um zu gewährleisten, dass der 3-Punkt-Gurt korrekt am Körper verläuft. Kinder, die älter als 12 Jahre oder größer als 1,50m sind, benötigen keine Sitzerhöhung mehr.
- Wenn dein Kind auf längeren Fahrten in der kalten Jahreszeit im Auto friert, ist ein kuscheliger Fußsack genau richtig.
- Im Stau oder auf längeren Urlaubsfahrten kann die Sonneneinstrahlung für dein Kind unangenehm sein. Ein Sonnenschutz mit lustigen Kindermotiven schafft hier Abhilfe.
- Ob kleines Spielzeug, Snacks oder Taschentücher - mit einer Auto-Rückenlehnentasche oder einem Utensilo für die Rückbank hast du alles schnell griffbereit.
- Mit einem kuscheligen Nackenhörnchen schläft es sich auf langen Autofahrten besonders gut.
Expertentipp: Was muss bei der Nutzung beachtet werden?
Insbesondere in den ersten drei Lebensmonaten sollten Babys zum Schutz ihrer empfindlichen Wirbelsäule nach Möglichkeit liegen. Transportiere dein neugeborenes Kind deshalb nur so lange, wie unbedingt nötig in der Babyschale.
Ich empfehle, vor jeder Fahrt zu kontrollieren, ob der Kindersitz noch fest mit dem Auto verbunden ist. Passe bei Kindersitzen mit verstellbaren Elementen außerdem in regelmäßigen Abständen den Sitz an dein Kind an, indem du die Sitzbreite sowie Höhe der Kopfstütze entsprechend einstellst und den korrekten Sitz der Gurte anpasst.
Der sicherste Platz im Auto befindet sich hinten in der Mitte, sofern dort die entsprechenden Gurte für den Kinderautositz vorhanden sind. Wenn du den Sitz hinten rechts oder mittig positionierst, musst du dein Kind in der Regel nicht von der Straße aus anschnallen. Besonders wenn dein Kind bereits selbstständig ein- und aussteigen kann, ist diese Sitzposition sinnvoll.
Von gebrauchten Kindersitzen rate ich ab, denn versteckte Mängel könnten die Sicherheit Ihres Kindes gefährden.
Vergiss nicht, den Sitz auch dann zu befestigen, wenn er ohne Kind transportiert wird.